Tagraum Nachtraum

Über einen längeren Zeitraum wurde der Ort zu verschiedenen Tages und Nachtzeiten aufgesucht und kurze Geräusch-Sequenzen aufgezeichnet. Solche „eingefangenen“ Laute, Klänge und Geräusche der Engelstrasse sind z.B. Menschen die mit Einkaufstüten vorbeigehen. (Die Migros Wengihof liegt nahe, gleich an der Wengistrasse, welche die Engelstrasse kreuzt.) Schritte die auf Gummisohlen und Absätzen vorbeigehen, Schritte die mit Hunden an der Leine gehen. Die Gebüsche und Bäume sind von Spatzen bevölkert, die darin versteckt zwitschern und zetern. Im Frühling wird das dauernde Zwitschern von dem Gesang der Amseln ergänzt; auf dem Schulhof spielende Kids, die Geräusche des Tischtennistisches oder das Tram wie es bremst vor der Haltestelle. An der Kanzleistrasse hat es eine Motorradgarage, so hört man oft das Geräusch eines Motorrades und auch vorbeifahrende Fahrräder. Ein leises Surren ertönt, wenn die Fenster des Schulhauses verdunkelt werden. Flugzeugmotoren brummen und immer wieder das durchdringende Heulen der Sirenen eines Notfall-Einsatzes. Auf den Bänken sitzen Schüler und Alkoholiker neben alten und jungen Frauen und Männern sowie Väter und Mütter mit Kindern. Die gesprochenen Sprachen sind vielfältig. Es wird diskutiert, gestritten oder nur geschaut und ausgeruht. Ein Stamm-Publikum, das seine Zeit hier verbringt.

Für die Installation wurde ein Objekt, das mehrfach an diesem Ort vertreten ist nachgebaut: Absperrsteine (A), die am Rand der Passage das Parkieren eines Autos verhindern, sollten als hohle Klangkörper fungieren. Darin wurden ein Lautsprecher und ein CD-Player montiert. Die aufgezeichneten Geräusche, alle in Projekt 1 an diesem Ort aufgenommen, am Computerbearbeitet und arrangiert ,wurden darin fortlaufend als Loop abgespielt. Einzelne Klängewurden verstärkt oder isoliert aufgenommen. Die Aufschlüsselung, wie sich diese einzelnenStücke zusammensetzten, wir weiter unten beschrieben.Eine weitere Installation wurde an den Stämmen der Bäume befestigt. Ast-Korsetts wurden mit kleinen darin versteckten Bewegungsmeldern (B) bestückt. Sobald ein Passant vorbeigingwurde Vogelgezwitscher ausgelöst.Auf dem Schulhof, der gleich angrenzend an den Weg liegt, stehen zwei Pingpongtische (C).Auch dieses Geräusch wurde aufgenommen und in einer einfachen Installation abgespielt.Die Installation wurde bei Dämmerung aufgebaut und sobald es dunkel war, während drei bisvier Stunden betrieben.Wie eine Traumwelt sollten sich die Geräusche mit den Klängen der Realität vermischen und bizarre und auch unheimliche Atmosphären schaffen.

Gabi Deutsch